Firmen- und Familiengeschichte

Familie Crüwell: Vom Tabak zur Immobilie

Die Familie Crüwell beweist lange vor der Tabakfabrik ihr Geschick im unternehmerischen Bereich. Während sie damals noch erfolgreich mit Gewürzen und Tabak handelte, beginnt Crüwell 1705 mit der Eigenproduktion von Tabak.
Auch angesichts schwerer Verluste und Herausforderungen zeigt das Familienunternehmen, wie innovativ und anpassungsfähig es dem Wandel der Zeiten begegnet.

Richard Mitzlaff-Crüwell bei Wiederaufbau des historischen Crüwellhauses

Unsere Chronik

Seit jeher wird die Firma von Generation zu Generation weitergegeben

Gestalterisches Element zur Illustration der Historie
1705

Gründung

Kaufmann Johann Georg Crüwell beginnt die Produktion von Rauchtabak mit fünf Mitarbeitern in der Obernstraße 12.

1870

Neue Leitung

Der 26-jährige Arnold Crüwell tritt wenige Jahre nach dem Tod seines Vaters die Leitung des Familiengeschäfts an. Durch ihn wird der vorerst nur regionale Erfolg zu einem deutschlandweiten Vorreiter in Sachen Tabakproduktion.

1935

Arnold Crüwell

Arnold Crüwell verstirbt, nachdem er 68 Jahre in der Familienfirma tätig war. Da seine beiden Söhne im Ersten Weltkrieg gefallen sind, übernimmt Crüwells Schwiegersohn Richard Mitzlaff-Crüwell die Leitung.

1944

Kriegsgeschehen

Der Aufwärtstrend der Firma nimmt durch einen Bombenangriff der Alliierten ein jähes Ende: Die Fabrik mit all ihren Gebäuden wird zerstört und das noch intakte Tabaklager geplündert.

1946

Wiederaufbau

Durch einen schnellen Wiederaufbau in der Nachkriegszeit kann zunächst an die erfolgreichen Jahre angeknüpft werden.

1970

Neue Zeiten

Das veränderte Konsumverhalten in den 70er-Jahren erfordert eine strukturelle Umstellung: Die Pfeife bleibt immer öfter kalt. Die Zigarette ist in Mode.

1983

Transformation

Die Gewohnheiten der Verbraucher:innen ändern sich. Das Familienunternehmen muss – wie andere Mitbewerber – die Eigenproduktion einstellen. Das Tabak-Handelshaus in der Obernstraße 12 wird eingerichtet und das Fabrikgebäude für andere Zwecke umgerüstet.

Sippenzeichen der Familie Crüell dient als Inspiration der Schutzmarke
Gestalterisches Element zur Veranschaulichung der Vielfalt des Crüwellhauses")

Firmen- und Familiengeschichte

Ein Sippenzeichen wird zum Logo

Seit dem 13. Jahrhundert wird das Sippenzeichen der Familie Crüwell verwendet: zwei schräg aufwärts gekreuzte Kreuel.

Das Werkzeug mit dem dreifachen Haken findet sich schon in der Bibel. Es dient zum Erfassen und Reißen von Gegenständen. Da es auch Krewel oder Kruwell genannt wird, ist eine offenkundig lautmalerische Nähe zum Familiennamen Crüwell gegeben.

Für das Tabakgewerbe werden die beiden Kreuel mit der Zeit stilisiert, zu Schlüsseln umgestaltet und als Firmenmarke eingetragen.

Schutzmarke aus gotischem Giebel und Wappen
Schutzmarke mit Illustation von Mohnblumen
Schutzmarke mit zwei schräg aufwärts gekreuzten Kreuel.

Kunst in der Werbung: Historische Plakate

Tabakwerbung im Wandel der Zeit

Eine historische Sammlung, die zeigt, wie sich die Werbung für Crüwell-Tabak über die Jahre veränderte.

Geschichte des Tabaks

Und dann rauchten sie plötzlich

1492 treffen zwei Begleiter von Christoph Kolumbus auf San Salvador Einheimische mit „halbbrennenden Pflanzen in den Händen“, die den Rauch des Krautes einsaugen. In der Heimat werden „Tabagos“ oder auch „Cigaros“ zuerst wenig beachtet.

Erst im 16. Jahrhundert nähern sich die Europäer:innen – neben Kolonialwaren wie Kaffee, Tee und Kakao – dem Tabak und nutzten ihn als Medizin zum Trinken oder Schlucken. Hier erfahren Sie, wie dem Tabak der „Durchbruch“ gelingt.

Durch Frankreichs Königin Katharina de‘ Medici kommt der Trend zum Tabakschnupfen auf. Dem Irrglauben verfallen, der Konsum kuriere die Migräne der de‘ Medici, schickte es sich schon bald am Hofe, das Kraut bei jeder Gelegenheit zu schnupfen.

Ein Genuss, den Adel und Diplomatie bis ins 19. Jahrhundert beibehielten.

Das Rauchen schwappt 1586 durch die Engländer und die Pfeifenkultur nach Europa. Die Briten hatten sich diese Tradition von amerikanischen Ureinwohnern und deren Friedenspfeife abgeschaut.

Von England aus bringen Medizinstudenten die neue Sitte in den Niederlanden aufs Festland.

Während die Zigarre zunächst als barbarisch gilt, ersetzte sie Mitte des 19. Jahrhunderts die Pfeife als Symbol revolutionärer Gesinnung: Arbeiterführer:innen und Liberale rauchen nun Zigarre. Kennt man heute die Auswirkungen des Konsums auf Blutdruck, Hirn, Herz- und Atemfrequenz, sieht man lange Zeit nur die beruhigende, vermeintlich stimulierende Wirkung des Nikotins und verkennt Faktoren, die zur Abhängigkeit führen. 

„Die Zigarre ist Ablenkung. (…) Man fühlt sich wohl dabei, das Auge ist beschäftigt, die Hand hat zu tun, und die Nase ist befriedigt. Beiderseits ist man geneigt, sich entgegenzukommen.“

Bismarck zur Zigarre als „Friedensstifter“

Als schneller Rauchgenuss ersetzt die Zigarette die Zigarre. Vor allem in den beschäftigten Arbeiterhaushalten muss man das Rauchen jetzt weniger vorbereiten und auch die Beobachtung des Pfeifenbrands erleichtert den Konsum.

Das Rauchen der Langpfeife gilt als Kunst für sich. Dies ist es nicht nur eine Frage des Genusses, man muss der Pfeife auch viel Aufmerksamkeit schenken.

Schon das Stopfen ist kompliziert: unten locker, oben fester. Etwa alle 15 Minuten nimmt man kleine Züge, um den Funken am Leben zu halten. Auf diese Weise kann die Langpfeife stundenlang brennen.

 Tabakwaren haben an Beliebtheit eingebüßt. Die Folgen für die individuelle Gesundheit und die Kosten für die Gesellschaft sind im Bewusstsein der Menschen angekommen, entsprechend rückläufig ist der Konsum von Tabakwaren. 2020 rauchen rund 25 Prozent der Deutschen, während der Anteil der Raucher:innen 20 Jahre zuvor noch bei 32 Prozent liegt. Auch die Sterberate entwickelt sich entsprechend positiv: Seit 1990 hat sich die Zahl der Menschen, die in Deutschland durch das Rauchen gestorben sind, halbiert. 

Eine repräsentative Langzeitstudie „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (Debra) zeigt jedoch, einen Anstieg der Zahl der Raucher:innen, der Mitte 2022 bei 37,6 Prozent (BRD) liegt. Präventions- und Aufklärungsprogramme sollen dabei helfen, Deutschland bis 2040 rauchfrei zu machen.

Tabakhaus in der Obernstraße

Erinnerung an frühere Tage: das Crüwell-Tabakhaus

Mit der Einstellung der Tabakfabrik entsteht 1983 ein Handelsladen in dem über 300 Jahre alten Gebäude.

Auf 70 qm Ladenfläche findet sich bis heute eine Auswahl an Pfeifen und Pfeifentabaken, Zigarren, Zigarillos, Zubehör und mehr. Allein für das Crüwell-Tabakhaus werden 22 Pfeifentabake hergestellt, die zu 100 % aus Tabak bestehen.

Bei allem Genuss sollte ein sensibler Umgang mit nikotinhaltigen Produkten ein Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken des Tabakkonsums einschließen.